Zwei spannende Persönlichkeiten haben dem Tag einen wortwörtlich denkwürdigen Rahmen gegeben. Denn der Blick ging weit über den Tellerrand lokaler Planung hinaus: Die ersten Keynote von Rahel Jaeggi warf einen philosophischen Blick auf unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Die zweite Keynote von Reinier de Graaf begeisterte mit viel Humor trotz Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit globar Themen, die Planer betreffen.
© anjadescartesfire
Prof. Dr. Rahel Jaeggi
Rahel Jaeggi, geboren 1967 in Bern, ist Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit Februar 2018 ist sie hier auch Leiterin des Center for Humanities and Social Change. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in der Sozial- und Rechtsphilosophie sowie der politischen Philosophie und der philosophischen Ethik.
Hier können Sie sich die Keynote im Film anschauen.
© Adrienne Norman
Reinier de Graaf
Reinier de Graaf, geboren 1964, ist ein niederländischer Architekt, Architekturtheoretiker und Autor, der seit 1996 bei OMA in Rotterdam arbeitet. Dort ist er verantwortlich für den Bau und die Masterplanung von Projekten in Europa, Russland und dem Nahen Osten. Darunter „Holland Green“ in London und die „Norra Tornen“-Wohntürme in Stockholm (im Bau). Im Jahr 2002 war er Mitbegründer von AMO, dem Think Tank von OMA. Dort verantwortete er gesellschaftsrelevante Themen wie das nachhaltige und ressourcenschonende Bauen. Er kuratierte außerdem OMA-Ausstellungen wie „Public Works: Architecture by Civil Servants“ (Venedig 2012, Berlin 2013).
Hier können Sie sich die Keynote im Film anschauen.
Hier werden wir sukzessive die am DAT Mitwirkenden mit kurzen Statements vorstellen.
© privat
Ein Blick – besser zwei - in die Vergangenheit ist bze. sind für jede Gesellschaft von großem Nutzen. Denn die Binsenweisheit, dass dieser Blick in die Vergangenheit für das Verständnis der Gegenwart unersetzlich ist und die Grundlage für die Gestaltung der Zukunft bildet, trifft auch – oder gar in besonderem Maße – auf baukulturelle Entwicklungen zu.
© raumlabor
Ich begrüße den Begriff „räumliche Praxis“. Um gesellschaftlich relevante Aufgaben anzugehen, öffnet der Begriff das Denken und Handeln über die Produktion von Bauwerken hinaus.
© Kai-Uwe Knoth
Nils Ballhausen studierte Architektur an der Universität der Künste Berlin. 1998 bis 2015 arbeitete er als Redakteur der Fachzeitschrift Bauwelt. 2016 bis 2018 forschte er an der TU Dortmund zu den Themen Sakralbau der Gegenwart, Schulbautypologie und Digitale Lehre. Als Architekturpublizist, Moderator und strategischer Berater unterstützt er private wie institutionelle Auftraggeber.
Wir diskutieren einen kritischen Regionalismus: Unsere wesentlichen Bezüge und Kraftquellen entwickeln wir aus der Geschichte des spezifischen Ortes und seiner besonderen kulturellen, räumlichen und sozialen Prägung. Im Hier und Jetzt übersetzen wir für eine stark pluralistische Bauherrschaft Bedarfe und Hoffnungen individuell in Programm und Raum. Das Spannungsfeld insofern klassisch "Kontext und Position“.
© Christian Gonz
n-ails eV, das Berliner Netzwerk von Architektinnen, Innenarchitektinnen, Landschaftsarchitektinnen und Stadtplanerinnen lädt vor allem Planerinnen in die Start-Up-Werkstatt ein. Nach einem kompakten Blick auf die aktuelle Marktlage testen wir Start-Up-Ideen für Architektur- und Stadtplanungsbüros. Wir wagen damit den Blick nach vorne: Wie wird sich Architektur und Planung verändern und wie können wir die Veränderung im besten Fall selbst in die Hand nehmen?
© Sybille Benning
Als gelernte Gärtnerin, studierte Landschaftsplanerin und Diplom-Geographin sind Klimaforschung und nachhaltige Stadtentwicklung seit jeher Schwerpunkte meiner politischen Arbeit.
Wir brauchen mehr qualitativ hochwertiges Grün in den Städten, für das Klima, für mehr Biodiversität und insbesondere für eine hohe Lebensqualität für uns alle. Besonders setze ich mich für die Dach-und Fassadenbegrünung ein, denn diese ist als nachhaltiger Baustoff noch stark ausbaufähig!
Ein zweiter Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Förderung von innovativen und multimodalen Mobilitätskonzepte für Stadt und Umland - hier muss in der Stadt auch die schrittweise Reduzierung der Fläche für motorisierten Individualverkehr angedacht werden!
© Erik Marquardt
Berlin steht vor der spannenden und herausfordernden Aufgabe, die Stadt von morgen zu bauen. Bei der Planung von neuem Wohnraum muss die soziale Mischung, Umwelt- und Klimaschutz, ebenso wie die gesamte Palette an Infrastruktur, wie Kitas, Schulen, Jugend- und Familienzentren, Kultureinrichtungen und Grünflächen, mitgedacht werden. Es ist besonders wichtig, alle Veränderungen zusammen mit den vielen engagierten Bürger*innen zu diskutieren und mit ihnen an einer verträglichen und qualitativ hochwertigen Umsetzung zu arbeiten.
© Heidrun Bluhm
“Die Tatsache, dass der Grund und Boden unvermehrbar und unentbehrlich ist, verbietet es, seine Nutzung dem unübersehbaren Spiel der freien Kräfte und dem Belieben des Einzelnen vollständig zu überlassen; eine gerechte Rechts- und Gesellschaftsordnung zwingt vielmehr dazu, die Interessen der Allgemeinheit beim Boden in weit stärkeren Maße zur Geltung zu bringen als bei anderen Vermögensgütern” (Urteil des BVerfG vom 12.01.1967). Öffentlicher Boden darf nicht länger privatisiert werden. Grund und Boden gehören in die öffentliche Hand. Das Primat einer am Allgemeinwohl orientierten Nutzung muss hergestellt werden und vor der Gewinnorientierung stehen. Die Besonderheit des Bodens zwingt zur Marktregulierung.
© Lichtschwärmer, Christo Libuda
Mit dem Zuzug in unsere Städte verstärkt sich der Nutzungsdruck auf öffentliche Freiräume und Erholungsflächen. Angesichts einer höheren Bebauungsdichte erwarten alte und neue BewohnerInnen aber auch angemessen zugeschnittene Freiflächenangebote - zur Erholung und Freizeit, insbesondere aber auch zur Milderung der Klimaextreme. Künftig soll eine ‚doppelte Innenentwicklung’ diese flächenmäßig gegenläufige Entwicklung ausgleichen. Reicht dieser Ansatz wirklich aus, um die verbliebenen Freiflächen qualitätvoll und funktionsgerecht zu gestalten?
© Yuqing Li
„Welche Software kann das?“ wird heutzutage gefragt, wenn die Planung gut läuft und es ist der Mensch, sobald etwas schief läuft. Die menschliche Fähigkeit komplexe Systeme zu rationalisieren, sollte nicht unterschätzt werden. Ich sehe in KI und Robotik eine Erweiterung der persönlichen Fähigkeit nach dem eindeutigen Prinzip „Meister und Lehrling“.
© Christian Kruppa, Berlin
Der EuGH hat in seinem Urteil zur HOAI den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen verbindlichen Honorarsätzen und Planungsqualität anerkannt. Doch er kritisiert die „Inkohärenz“ in Deutschland, dass Planungsleistungen grundsätzlich von vielen Dienstleister erbracht werden können. Vor diesem Hintergrund werden wir in den kommenden Monaten mit der Bundesregierung an einem neuen fairen Vergütungsmodell arbeiten.
© Jörg Klaus
Die Herausforderungen und Bedeutung der Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen im öffentlichen Sektor ist dem DVNW seit vielen Jahren bekannt. Insbesondere mit dem jährlich stattfindenden Bau-Vergabetag haben wir unsere Bemühungen in Zusammenarbeit mit der BAK und anderen Partnern intensiviert, um als Netzwerk einen offenen Diskurs zu den wichtigen Fragen dieses Themenfeldes zu organisieren. Die Themenspanne reicht von der Marktsituation, der Wahl des Vergabeverfahrens, den Eignungs- und Wertungskriterien bis zu Vergütungs- und Vertragsfragestellungen. Zudem erfolgt eine regelmäßige Berichterstattung im Vergabeblog und ein eigener Fachausschuss „Freiberufliche Leistungen“ im Mitgliedernetzwerk unterstreicht die Bedeutung zusätzlich.
© MCC Berlin
Nicht alle Lösungen funktionieren überall, aber überall gibt es eine Lösung.
© privat
Ob Gründung oder Neuorientierung – Wir, Gönül Nar (Businesscoach, econmista e.V.) und Angelika Cummerow (Projektleiterin Gründung, econmista e.V.), arbeiten seit Jahren mit Frauen im Bereich der Existenzgründung. Wir wollen unsere Erfahrung und unser Wissen an Frauen weitergeben und sie ermutigen diesen Schritt zu gehen. Im Workshop von n-ails (Berliner Netzwerk von Planerinnen e.V) werden spielerisch Geschäftsideen entwickelt und von fiktiven Investorinnen bewertet. Was sind meine beruflichen Träume? Wer ist meine Zielgruppe? Wie akquiriere und wie finanziere ich?
© Andrea Oster
Das 2016 fertiggestellte Kigali Convention Center wird weit über die Landesgrenzen des kleinen Sub-Sahara Landes Ruanda hinaus als Vorzeige-Projekt für die Entwicklung des Kontinents gesehen. Verschiedene Umstände haben das General-Planungsteam an seine Grenzen gebracht. Über die Projektlaufzeit von 12 Jahren haben wir gelernt, wie wir unser Afrika-Wissen mit weniger Risiken zum Einsatz bringen können.
© Sabine Djahanschah
Aufgrund der weltweiten Bautätigkeit im Zuge der Urbanisierung wird nicht nur die Frage der energetischen Versorgung, sondern auch die Verteilung unserer stofflichen Ressourcen zur Errichtung von Gebäuden und den dazugehörigen Infrastrukturen die Architektur bestimmen. Darüber hinaus beeinflussen gebaute Räume unsere Lebensstile und befördern oder verhindern notwendige Transformationsprozesse der Gesellschaft. Gerade in Zeiten erheblicher Bautätigkeit sollte das gestalterische und zukunftsfähige Potential unserer gebauten Umwelt deutlich vor kurzfristigen Renditeerwartungen rangieren und in intelligente architektonische Lösungen investiert werden.
© Henning Schacht
Das Thema Inklusion hat durch die UN-Behindertenrechtskonvention Rückenwind bekommen. Es geht um die fundamentalen Grundrechte von Menschen mit Behinderungen, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sind und gleiche Rechte haben wie andere auch. Das muss auch in der Planung der gebauten Umwelt berücksichtigt werden. Barrierefreiheit hat eine wichtige soziale Dimension.
© Staatsministerium Baden-Württemberg
Bei der Planung von Gebäuden stehen verständlicherweise die Bedürfnisse künftiger Nutzer im Vordergrund. Doch wirklich öffentliche Räume und lebendige Quartiere entstehen erst, wenn Bürgerinnen und Bürger und Nachbarschaften einbezogen und gefragt werden. Direktdemokratische Beteiligungsverfahren führen zu besseren Ergebnissen und dienen dem sozialen Frieden. Allerdings nur dann, wenn sie rechtzeitig begonnen und systematisch durchgeführt werden. Die Landesregierung von Baden-Württemberg setzt auf eine „Politik des Gehörtwerdens“, wie sie Hannah Arendt formulierte. Als Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung entwickle ich diese Politik mit meiner Stabsstelle zusammen weiter. „Wenn Du sprichst, wiederholst du nur, was du bereits weißt…. Aber wenn du anderen zuhörst, lernst du vielleicht etwas Neues.“ (Dalai Lama)
© Christian Kruppa, Berlin
Über 80 Prozent der Planungsbüros in Deutschland sind Kleinstunternehmen. Sie bilden den Kern des deutschen Planungsmarktes und stehen für dessen Vielfalt. Im Zusammenhang mit der Vergabe von Planungsaufträgen müssen wir uns dafür einsetzen, öffentliche Auftraggeber zu verpflichten, kleineren Büros und Berufsanfängern bei geeigneter Aufgabenstellung Auftragschancen zu eröffnen.
© Tobias Koch
Die steigenden Mieten in den Ballungszentren hängen unmittelbar mit der Bodenfrage zusammen. Denn das verfügbare Bauland ist limitierender Faktor des Wohnungsneubaus und ohne Neubau kann der Mangel nur verwaltet statt behoben werden. Richtig ist: Boden kann nicht vermehrt werden - aber Bauland eben schon. Auch deshalb ist staatliche Bodenbevorratung kein Wert an sich, denn der Boden muss auch genutzt werden. Dazu brauchen wir eine Renaissance des Erbbaurechts.
© Lisa Farkas
Die Spekulation mit Grund und Boden hat sich in den letzten Jahren zu einem Haupttreiber steigender Wohnungs- und Mietpreise entwickelt. Nicht nur das: Grundstücke werden mit Blick auf zukünftig erwartbare Wertsteigerungen gar nicht erst bebaut, obwohl die Flächen dringend benötigt werden. Spekulation heißt letztlich leistungsfreier Wertzuwachs für die Eigentümer. Der Staat muss diese Gewinne abgeschöpfen und der Allgemeinheit, sprich den Kommunen, zugeführen. Städtische Liegenschaften sollten zudem nur noch in Erbpacht an die kommunale Wohnungswirtschaft vergeben werden. Nur so kann die soziale Offenheit unserer Quartiere langfristig gesichert und effektiv Einfluss auf die Stadtentwicklung genommen werden.
© Kapellmann / Fotograf Jochen Rolfes
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Vergütung von und die Haftung für Architektenleistungen befinden sich aktuell im Umbruch. Eine qualitätiv hochwertige Planungsleistung setzt eine faire Vergütung voraus. Wie kann diese außerhalb des europarechtlich unter Beschuss stehenden verbindlichen Preisrechts der HOAI gewährleistet werden? Und wie kann die ausufernde Haftung der Architekten auf ein vernünftiges Maß begrenzt werden, insbesondere im Bereich der Kosten- und Terminplanung sowie der Objektüberwachung? Bietet das neue Vertragsrecht im BGB hier Hilfestellung oder sind Gesetzgeber und Rechtsprechung gefragt?
© ee concept gmbh
Baukultur und Nachhaltigkeit sind weder eine Tautologie noch stehen sie in einem Widerspruch zueinander. Vielmehr gilt es an den Schnittstellen die bisher unbearbeiteten architektonischen und gestalterischen Potenziale zu lokalisieren und zu nutzen. In der gängigen Wettbewerbspraxis sind Nachhaltigkeitsaspekte jedoch kaum entscheidend oder werden oftmals additiv betrachtet. Die Bedeutung und Wirkkraft des Entwurfs, als Beitrag zum nachhaltigen Bauen, ist noch längst nicht ausgeschöpft.
© Andrea Hronjec
Die Diskussion ob die Planung in BIM gegenüber einer Planung in 2D Vorteile hat, sollte sich im Jahr 2019 erledigt haben und es ist klar, dass die Planung in 3D mit hinterlegten Objektdaten der Mindeststandard zeitgemäßer Planung ist. Wir sollten im Gegenteil nicht davon ausgehen, dass mit BIM bereits das Ende der Möglichkeiten digitaler Planung in Sichtweite wäre. Dennoch stellen sich mehrere Fragen in der Praxis: Wie können solche Standards in den unterschiedlichen Leistungsphasen angewandt werden und wie werden Leistungsphasen abhängige Unschärfen ermöglicht, so dass sich Büros in den frühen Phasen und in Wettbewerben nicht durch den hohen Detailgrad eines BIM Modells in Innovation und Kreativität beschränken. Wie können wir verhindern, dass wir uns in einer reinen Konzentration auf die Standards der etablierten Programme Chancen für weiterführende Innovationen verbauen. Wie muss die Lehre aussehen, damit Studenten entsprechend auf das Arbeiten mit digitalen Gebäudemodellen vorbereitet sind. Anstatt also über BIM Ja oder Nein sollten wir über BIM ja aber wie ? diskutieren und das Feld der Möglichkeiten digitaler Planung erweitern; die Limits der jeweiligen BIM Software sollten hierbei nicht zum Limit des als Architektur denkbaren Raums werden.
© mahl gebhard konzepte
Boden ist ein nicht vermehrbares Gut. Seine Überbauung und Versiegelung sind in der Regel irreversibel. Die kostbaren Flächen werden verbraucht statt sinnvoll genutzt. Werden Städte weiter so gebaut wie bisher wird das Klimaziel von max. 2 Grad nicht erreicht. Klimafreundliche Stadtplanung ist der Schlüssel dazu. Sehr wichtig für die Stadtentwicklung ist die Frage der Nachverdichtung, die doppelte Innenentwicklung in bebauten Quartieren. Dabei stellen die Landschaft und der Freiraum die Basis der Raumentwicklung dar.
Für Europa und die EU sind die in Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Anerkennung entstandenen Leitbilder für eine europäische Stadt eine bedeutsame Art und Weise, mit der so wichtigen lokalen/städtischen Ebene zusammen zu arbeiten und gemeinsam mit ArchitektInnen und StadtplannerInnen zu entwickeln, welche Ideen für eine nachhaltige, kreative und lebenswerte Stadt wir in Europa voranbringen möchten. Die Davos Erklärung kam zu einem wichtigen Zeitpunkt und hat sich zu einer Referenz entwickelt, da sie Kultur wieder in den Mittelpunkt der gebauten Umwelt stellt und einen integrierten und menschenbezogenen Ansatz propagiert, den wir in der anstehenden Arbeitsgruppe mit Experten der Mitgliedstaaten weiter entwickeln wollen.
© IWW
Als Jemand, der nicht aus der Branche stammt, sondern von außen drauf schaut, muss ich sagen, dass ich die Inhaber von Planungsbüros jeden Tag mehr bewundere für das, was sie alles leisten. Von daher hoffe ich, dass wir ihnen zu den Themen "Vergütung und Haftung" etwas mitgeben können, das es Ihnen auch in Zukunft ermöglicht, ihren Beruf mit Freude auszuüben und dabei auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wenn das gelingt, wäre ich sehr froh.
© privat
Isabella Göring, geboren 1972, ist Geschäftsführerin der Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH). Seit 2004 ist sie für die AKH tätig, wo sie sich sowohl mit Themen aus dem Bereichen Architektur und Stadtplanung, mit berufspolitischen und baukulturellen Belangen und mit der Entwicklung von Weiterbildungskonzepten für Architektinnen und Architekten und mit der digitalen Transformation in Architekturbüros beschäftigt. Sie ist Initiatorin und Sprecherin des BMI Standards Deutsche Architekten- und Ingenieurkammern, Isabella Göring hat zwei Kinder und lebt in Wiesbaden.
Wie sich ein Projekt entwickelt, zeigt sich meist im Prozess. Anpassungsfähige Gebäude haben ein hohes Maß an Veränderbarkeit und können an zukünftige Nutzerbedarfe angepasst werden. Wir wünschen uns Mut zu offeneren Architekturen und einer offeneren Stadt, das Unvorhersehbare als Chance zu begreifen für Kreativität, und so Zukunft zu ermöglichen.
© humantektur
Partner*innen im Globalen Süden sind die zentralen Akteure. Entwicklungszusammenarbeit sollte nicht nur im gegenseitigen, sondern im allseitigen Austausch mit und zwischen lokalen und internationalen Partner*innen erfolgen, um voneinander zu lernen. Es gilt, eine Entwicklung hin zu dauerhafter Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu fördern: Kooperationspartner*innen formulieren selbst ihre Bedarfe und entwickeln (bauliche) Lösungen. Sie werden hierbei bedarfsabhängig unterstützt. Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die an den jeweiligen Kontext angepasst sind und die Partner*innen in ihrer Arbeit unterstützen und nicht zusätzlich belasten.
© Ralf Hiemisch
Für das Projekt Frizz23 haben wir ein kooperatives qualifizierendes Planungsverfahren entwickelt, während dessen Verlauf wir über 18 Monate in vier Workshops intensiv mit den Architekten der zwei benachbarten Baufelder kooperiert haben. Alle drei Projekte erreichten so im kontinuierlichen Dialog mit den Nachbarn, dem Bezirk und dem Senat die qualitativ hochwertige Architektur, die dem zentralen Ort und den innovativen Projektentwicklungen bestmöglich gerecht wird.
© Andreas Buchberger
Nichts tun, zuschauen und kritisieren ist nicht die Welt von PLOV. Wir glauben daran mit Engagement und Solidarität etwas zu erreichen. Darum engagieren wir uns - Berufspolitisch ebenso wie in der Architekturvermittlung. Kooperationen sind für uns normal.
Gemeinsam mit KollegInnen und PartnerInnen (Franz&Sue, solid architecture, Hoyer Brandschutz GmbH, ANull Bausoftware GmbH) haben wir als Errichter-GmbH unser gemeinsames Bürohaus -den „Stadtelefant“ - in Wien errichtet. Die Baukulturvermittler aip und die Architekturstiftung Österreich sind als MieterInnen eingezogen und werden mit uns am vielfältigen Veranstaltungsprogramm, das wir ab jetzt planen, mitwirken. Wir arbeiten kooperativ zusammenarbeiten wo es die Gelegenheit gibt, wir diskutieren miteinander obwohl wir manchmal Konkurrenten sind, wir beleben mit unserer gemeinsamen EG Zone das Neubauviertel am Hauptbahnhof. Wir machen Architektur sichtbar und vermitteln.
© Lars Landmann
„Beim Bauen muss sich mehr bewegen als nur die Baumaschinen“, brachte es ein Bürgermeister auf den Punkt. Was vordergründig als Bauaufgabe gesehen wird, kann sich sehr rasch zu einem von den Bürgern getragenen Prozess entwickeln, der durch seinen umfassenden Betrachtungs- und Problemlösungsansatz sämtliche essenziellen kommunalen Belange umfasst. Denn Baukultur wirkt als Katalysator und sorgt für eine beispiellose Dynamik. Deshalb ist es sinnvoll, die Bürgerschaft vom ersten Akt der Ideenfindung bis zur konkreten Umsetzung als Experten für den eigenen Ort aktiv in die räumliche Veränderungsarbeit einzubeziehen. Sie kennen ihre Gemeinde oder Stadt am besten und haben vielfach sehr gute und zukunftsweisende Ideen, die eine wesentliche Basis für nachhaltige Lösungen und breite Akzeptanz vor Ort sind. Für erfolgreiche Beteiligungsprozesse sind nonkonforme Formate zu entwickeln, wie mit der Bevölkerung gearbeitet werden kann. Die klassische Abendveranstaltung mit Flipchart im Kultursaal und Brötchen mit Majonäse als Ausklang ist ein Auslaufmodell. Sie lockt heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen bzw. vom TV oder Tablet hervor. Es braucht echte Wertschätzung der Bürgerbeteiligung in einer lustvollen und spannenden Atmosphäre. Der gemeinschaftliche Ideenfindungsakt in der Folge soll transparent, prozesshaft und gemeinschaftlich erfolgen. Er muss kurzweilig, spannend und offen sein, damit ernsthaft mitgewirkt werden kann.
© FREDERIK LAUX PHOTOGRAPHY
Es gibt in Deutschland einen großen Gestaltungswillen zum nachhaltigen Bauen. Wir mussen aber noch ambitionierter und mutiger werden, um mit unseren Gebäuden einen signifikanten Beitrag zur Reduktion der CO₂-Emissionen zu leisten. Mit Alnatura hatten wir einen Bauherren, der diesen Mut bewiesen hat.
© Edward Baierle
Städtebauliche Zukunft kann nur groß gedacht werden.
© Martin Stollberg
Erstens: Wir brauchen Nachverdichtung dringend, aber als sozialräumlich verträgliche Entwicklung von Nachbarschaften und Quartieren. Also streicht dieses bürokratische Unwort! Wir sollten besser vom Bauen im Bestandsquartier bzw. in der Nachbarschaft sprechen. Das Wording ist entscheidend für Akzeptanz, Partizipationsbereitschaft und planerischer Perspektive. „Nachverdichtungen“ müssen als soziobaulicher Prozess verstanden werden. Zweitens: Irritierend ist die Fokussierung der „Nachverdichtung“ auf Wohngebiete der 1950er und 1960er Jahre. Wo sind Überlegungen zur Nachverdichtung von Kleinhaus- und Villengebieten? Die Ungleichheit der Wohngewichte einer Stadt muss durch „Nachverdichtung“ verringert werden. Drittens: „Nachverdichtung“ sollt dringend notwendig mit der Erschließung von baugenossenschaftlichen und gemeinschaftlichen Wohnprojekten verbunden werden. Keine Kleinfamilienwohungen bzw. Appartmentbunker mehr, sondern Fokussierung auf Wohnmöglichkeiten wider die zunehmende Einsamkeit und Singularisierung der Stadtgesellschaft.
© Jan Kopetzky
Die Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten vor Ort zeigt die Haltung des Planers und macht Entwurfsarbeit und gebaute Umwelt spannend. Ohne Kostenzwang und Verwertungsdruck, ohne Vorschriften und Auflagen zu bauen wäre hingegen für jeden Planer ein Wunschtraum. Aber diese Zwänge sind einvernehmlich entstanden, um den Einzelnen zu schützen. Und letztlich muss ein Planer auch Haltung zeigen für all das, was nicht mit Zwängen belegt ist, etwa die Schonung der Ressourcen, den Umgang mit Menschen oder die Ästhetik des Gebauten.
© Nina Rettenbacher
Bei jeder Entwicklungsarbeit muss man kritisch hinterfragen: wem nützt sie wirklich? Allzu oft fließen die Gelder wieder zurück ins Ausland, werden Abhängigkeiten geschaffen. Mir ist vor allem wichtig, lokale Potenziale zu veredeln, Vertrauen aufzubauen, in das vor Ort Verfügbare und Wissenshorizonte zu erweitern.
© Daniel Breidt
Leidenschaft für Architektur und die gebaute Umwelt drückt sich nicht nur im Bauen selber aus, sondern auch in der gelungenen Kommunikation darüber. Planerische Themen, die den gesellschaftlichen Wandel fördern, müssen kommuniziert, debattiert und verstanden werden. Das vergrößert die Chance auf eine gebaute Umwelt, die von allen geschätzt wird.
© Pepe Lange
Die Rolle der Architektur besteht darin, starke und nachhaltige Identitäten für Städte und ihre Bewohner zu schaffen. Bewusste Gestaltung kann dazu beitragen, dass die Dinge flüssiger laufen, das Wohlbefinden der Menschen verbessert und die Lebensqualität gehoben wird. Jedes Projekt ist ein einzigartiger Ausdruck des Ethos seiner Nutzer, des Klimas und des Kontexts. Eine gebaute Umwelt kann als Ausgangspunkt gesehen werden: Sie ist der Ort, an dem die Architektur zu kommunizieren beginnt, der Ort, an dem die Interaktion mit der Öffentlichkeit und ihren Nutzern anfängt.
Als Kreative werden wir von unseren Erinnerungen, Erfahrungen, Sinnen, Beziehungen und Vorstellungen angetrieben, um die Städte der Zukunft zu gestalten. Das Handwerk des Designs basiert auf diesen menschlichen Superkräften, und sie können von der Technologie nicht reproduziert werden. Deshalb werden wir erheblich gewinnen, wenn wir unser menschliches Potenzial mit der maschinellen Erkenntnis kombinieren, um uns zu einem viel höheren Wert in der Welt zu entwickeln.
© AIA
Robert Ivy is the Executive Vice President and Chief Executive Officer of the American Institute of Architects (AIA), a dynamic AIA network of more than 94,000 member architects and design professionals and 200 chapters committed to enhancing the built environment. He is strengthening the Association through advocacy, public outreach, and education initiatives that help members serve clients and communities in a global era of challenge and change.
© Ralf Hiemisch
Parttizipation gelingt, wenn engagierte Bürgerinnen und Bürger als die treibenden Kräfte für eine zeitgemäße Stadtentwicklung anerkannt und ernstgenommen werden. Die Stadt muss Strukturen schaffen, die Teilhabe auf allen Ebenen ermöglicht: Mitbestimmen, Mitmachen, Mitbesitzen!
© Privat
Die Davos-Erklärung für ein Mehr an Baukultur sieht angesichts von europaweiten Fehlentwicklungen bei der Gestaltung von Orts- und Landschaftsbildern Handlungsbedarf. Ziel der Erklärung ist es, den Wert einer qualitativ hochwertig geplanten und gut gebauten Umwelt und die Bedeutung der Europäischen Stadt hervorzuheben. In Deutschland verstehen wir unter Baukultur einen interdisziplinären Ansatz und gesamtgesellschaftlichen Prozess zur qualitätsvollen Planung und Gestaltung der gebauten Umwelt – bezogen sowohl auf die Weiterentwicklung des existierenden Gebäudebestands als auch auf den Neubau. Dieses Verständnis wird nun mit der Erklärung von Davos auch auf europäischer Ebene stärker in den Mittelpunkt gerückt.
© Marcel Schwickerath
Abgesehen von der eigenen Flexibilität, der Zielorientiertheit und dem Organisationsmanagement sind Projektinvolvierte immer Teil eines großen Ganzen. Baustellen sind dynamische Gebilde, mit einem sich ändernden Rhythmus. Sie fordern zeitnahe Reaktionen, Anpassungen und Ergebnisse. Architektur nimmt Zeit in Anspruch. Sie bedeutet Abhängigkeit, ist fremdbestimmt. Architektur ist Glück, trotz allem.
© Jürgen Pollak
Von jeher hat der Mensch seine Welt und ihre Teile als Abstraktion dargestellt. Aber diese konnte nicht immer von allen gelesen werden. BIM ist ein machtvoller Meilenstein, auf dem Weg der Ermächtigung, damit Verständigung über Raum und Bau für alle gleichzeitig und in guter Abstimmung gelingt. Erstmals entsteht, zum physikalischen auch ein föderativ erzeugtes, virtuelles, informiertes Modell, von dem jetzt schon absehbar ist, dass es unabdingbarer und wertbringender Teil des digitalen Kontextes von Gebautem sein wird. Ihr partizipativer Imperativ, und ihre Sehnsucht, Verschwendung aus dem Weg zu gehen, machen die BIM-Planungsmethode für uns hoch attraktiv.
© Ortwin Klipp
Zur Frage, wie die Merkmale einer europäischen Stadt aussehen, möchte ich an eine Aussage von Theodor Heuss erinnern. Er sagt – sinngemäß, dass Europa auf drei Hügeln gegründet sei. Die Akropolis stehe dabei für die menschliche Vernunft und Demokratie – das Capitol für Rechtsstaatlichkeit und der Golgatha Hügel für die Freiheit im Glauben. So möchte ich den traditionellen Ansatz verfolgen, dass unsere europäischen Städte um Marktplatz als Zentrum des Austauschs gegründet wurden und sich dort Sakralbauten/Wirtshäuser/Geschäftshäuser/Wohnhäuser basierend auf der Grundlage der 3 Hügel entwickeln, demagogisch wachsend aus dem Brauchtum der lokalen Bevölkerung, jedoch europäisch fundiert. Baukultur fördern, wie es die Davoser Erklärung vorschlägt, findet sicherlich einen sinnvollen Ausgangspunkt in dieser traditionell gewachsenen Stadtstruktur, dessen Kerne wir vielleicht in letzten Jahrzehnten durch Globalisierung und Vereinheitlichung aus den Augen verloren haben. So ist beispielsweise der Historismus gerade in Süddeutschen Raum am Aufleben. Es ist eine Stilrichtung, die wir als Architekten eher in Frage stellen, jedoch hat der Historismus eine unverkennbare Stärke. Diese liegt in der Handwerkskunst. Handwerkskunst definiert Baukultur und lokale Tradition, einer bestimmten Region in Authentizität zuordnungsbar.
© Uli Regenscheit
Automatisierungsprozesse im Baubereich gehen mit neuen Formen verteilter Kontrolle einher, in deren Rahmen die Koordination und Ausführung einzelner Bauprozesse gemeinsam von Menschen, Maschinen, Programmen, Robotern und Sensoren übernommen wird. Dadurch eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für ein nachhaltiges Bauen in neuartigen Arbeits- und Organisationsformen, die Unternehmen, Leistungsphasen, Planungshorizonte und Bauroutinen übergreifen. Zugleich entstehen jedoch auch neuartige Risiken der Steuerung und langfristigen Qualitätssicherung. Zudem ist noch nicht absehbar, ob die digitale Baukultur die entstehenden Kreativitäts-, Effizienz und Flexibilisierungspotenziale aufgreifen kann oder ob fehlende Kompetenzen, einseitige Softwarestandards, Machtkonzentrationen oder Ressourcenprobleme flexiblen und individuellen Lösungen entgegenstehen. Ob sich der Einsatz von KI in der Baubranche für die Beschäftigten, die zukünftigen Bewohner/innen und die gebaute Umwelt als Fluch oder Segen erweist, hängt wesentlich von der erfolgreichen Entwicklung einer Arbeitskultur mit entsprechenden digitalen Kompetenzen ab. Sie müssen dazu beitragen, menschliche und maschinelle Intelligenz zu integrieren und die notwendigen Fähigkeiten für zukunftsfähige Bauprozesse zu verbessern und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
© Pablo Castagnola
Dem im Ausland tätigen Architekten begegnen zum Teil sehr unterschiedliche Kulturen und Wertvorstellungen. Für das erfolgreiche Arbeiten in terrain vague bedarf es einer wichtigen Vorbedingung: dem vorbehaltlosen und respektvollen Interesse am Anderen. Nur so lässt sich zielführende Kommunikation und belastbare Planung im Miteinander etablieren. Das Fundament für ein erfolgreiches Werk.
© Rainer Kurzeder
Wir brauchen die Bauwende: Weg vom ressourcenintensiven, hin zum ressourcenleichten Bauen. Bauen mit Holz und aus Recyclingbaustoffen, Umnutzung von Gebäuden, modulares Planen und Bauen, Leichtbauweise - das ist die Zukunft. Es ist die Herausforderung für die Politik hierfür den rechtlichen und Förderrahmen so zu setzen, dass wir hier den Durchbruch schaffen. Die UN hat gerade einen Bericht zur globalen Sandknappheit vorgelegt, der klar macht: Beton, Stahl und Glas sind nicht die Zukunft. Und auch die Klimakrise erzwingt die Bauwende. Wir brauchen ein wirksames Gebäudeenergie- bzw. Gebäuderessourcengesetz.
© dena / Christian Schlüter
Wenn wir smart und energieeffizient bauen, ist das kein Hemmschuh, sondern ein Treiber für den Klimaschutz. Und wir brauchen zusätzlichen und bezahlbaren Wohnraum, vor allem im urbanen Raum. Die eigentliche Klimasünde ist der Gebäudebestand. Hier ist das Einsparpotenzial riesig. Klimafreundliches Bauen und Sanieren muss dringend einfacher und attraktiver werden. Zentral sind ein Ausbau der Förderung, bessere Konditionen, mehr Information und Beratung. Immobilienbesitzer und Stadtplaner brauchen zudem kompetente Partner, die Energieeffizienz und gestalterischen Anspruch verbinden können.
© Generationen Stiftung
Konzept – Material – Verantwortung? Wenn ich an die nächsten Generationen denke, dann haben wir beim Deutschen Architektentag Einiges zu besprechen. Ich freue mich darauf!
© Klaus Mellenthin
Es gibt gute und schlechte Kritiker*innen, wie es gute und schlechte Architekt*innen gibt. Dass sich die Kritik irrt, oder eventuell gar nichts, wie Georg Kreisler singt, von der Sache versteht, ist für diejenigen, die es trifft, oft eine Ausrede. Selbst wenn sie nicht wirklich viel von Architektur versteht (was selten der Fall sein dürfte), so äußert sie ihr Missfallen oder ihren Zuspruch über ein Objekt, das man, wie gerne zitiert wird, nicht wie ein Bild einfach abhängen kann. Architektur, ob das einzelne Gebäude, das Quartier oder die Stadt, hat eine gesellschaftliche Aufgabe. Deshalb braucht es ein urteilendes Gegenüber, das die Sprache der Architektur versteht und diese in die Sprache der Menschen, die in ihr leben, zu übersetzen weiß.
© Thilo Saltmann Architektenkammer NRW
Markus Lehrmann (*1969 in Braunschweig) schloss 1998 das Studium der Raumplanung an der TU Dortmund als Diplom-Ingenieur ab. Nach einer Tätigkeit in der Entwicklungshilfe in Weißrussland absolvierte er das städtebauliche Referendariat in Frankfurt a. M. und wird seitdem in der Stadtplanerliste geführt. Dem Bauassessor wurde 2001 die Referatsleitung und später die stv. Geschäftsführung für internationale Angelegenheiten sowie für Verkehrs- und Planungsfragen in der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld übertragen. Ab 2007 leitete Markus Lehrmann als Hauptgeschäftsführer den Einzelhandelsverband Ostwestfalen-Lippe. 2009 wurde Lehrmann zum Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bestellt. Seit 2016 ist der Stadtplaner zudem Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW in Dortmund.
© Malik
Menschliche Arbeit wird zukünftig vor allem in einer auf Beziehungen ausgerichteten Ökonomie und in der Entwicklung von Technologien eine Rolle spielen. Gestaltende Menschen - nicht Hierarchien – werden den Unterschied machen. Durch Digitalisierung steht weniger das „Wie“ sondern mehr das „Warum“ zur Debatte. Die Fähigkeit auszuwählen, zu entscheiden und umfassend zu beraten, wird in der Ära der Überinformiertheit den Unterschied machen. Freiheit, Souveränität und Empathie sind die Kernkompetenzen in 2030.
© Kirsten Lassig
Kern der Lehre und Forschung im Landschaftsbau an der TU Dresden ist die Auseinandersetzung mit dem kreativen Prozess von der Idee bis zur Ausführung von Objekten und die Forschung über Barrierefreies Bauen. Umfangreiche Forschungsarbeiten mündeten unter anderem in dem für Bauten des Bundes verbindlichen Leitfaden Barrierefreien Bauen.
© Thorsten Jansen
Die Geschichtsfähigkeit der Stadt und die Möglichkeit für ihre Bewohner, sich dort heimisch zu fühlen, kann nur entstehen, wenn dauerhafte Konstruktionen und alterungsfähige Materialen eine langfristige Haltbarkeit ermöglichen. Kein Wärmedämmverbundsystem und keine Klapperkonstruktionen, sondern massiv gemauerte Wände, die auch im Umbau anschlussfähig sind: Das ist nicht konservativ, sondern Avantgarde.
© arts4pr
Voraussetzung für die positive Nutzung von BIM ist die Beachtung folgender Prämissen: BIM braucht Zeit. BIM braucht Ressourcen. BIM braucht Akzeptanz. Die Digitalisierung eines ganzen Industriesektors braucht eine politische Führung, die über Partikularinteressen steht und eine Vision vertritt, die über eine Legislaturperiode hinausgeht. Der Sektor Bau braucht keine „BIMCloud“ und kein Kompetenzzentrum, sondern einen strategischen und gezielten Aufbau von Kapazitäten im Umgang mit Daten und digitalen Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
© Gramazio Kohler Research, ETH Zürich
Als Architekten und Forschende entwickeln wir digitale Prozesse und Maschinen. Wir beschränken uns nicht auf die Anwendung. Entsprechend sehen wir sie als Ergebnis einer kollektiven Anstrengung und keineswegs als autonome Apparaturen.
Würden wir als Architekten hoffen, dass sich die Architektur in Zukunft von Maschinen alleine machen lässt?
© Tom Wagner
BEIGE ist das Grundrauschen unserer zeitgenössischen Architektur, und das ganz unabhängig vom Formenvokabular der Gebäude. Auch scheint jede Nutzung damit gut eingehülltzu sein: Rathäuser und Sporthallen, Museen und Wohnhäuser, Labore und Universitäten, Hochhäuser und Lagerhallen. Farbe in der Architektur ist immer ein schwieriges Thema. Nur der naturbelassene Zustand der Materialien umgeht das Dilemma der Farbe, und es gibt nur eine Farbe, die die freundliche und unaufdringliche Beschaffenheit der Natur aufweist: BEIGE. Nach allgemeiner Auffassung kann man mit BEIGE nichts falsch machen, es passt zu allem. BEIGE erlaubt Vielfalt und Dialog in der gegenwärtigen gebauten Umwelt. Der kleinste gemeinsame Nenner BEIGE wird zum größten Verbündeten für eine Diversität, der eine Nachbarschaft unterschiedlicher (Architektur-)Sprachen freundlich gestaltet und dadurch für die Pluralität unserer Lebensmodelle die jeweils adäquaten Bauten ermöglicht. BEIGE ist die Farbe des Einvernehmens.
© privat
Friederike Meyer ist Architekturjournalistin und Autorin in Berlin. Ihr Interesse gilt der Schnittstelle von Architektur, Stadtplanung und Gesellschaft. Sie war viele Jahre Redakteurin der Bauwelt und Gastredakteurin bei Hochparterre. Seit 2017 ist sie Chefredakteurin der BauNetz-Meldungen.
© Meixner Schlüter Wendt
In Deutschland wird der Wert von Architektur unterschätzt. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, Dass sich das ändert. Das kann durch Kommunikation und vor allem durch begeisternde Projekte gelingen. Dafür brauchen wir mehr Mut von allen Beteiligten.
© Dr. Martin Memmel
KI ist besonders stark, wo klar formalisierbare Prozesse, Regeln und Ziele vorherrschen. Planungsprozesse sind in vielen Aspekten jedoch hochindividuell. Kann KI hier kreativ und innovativ genug sein und der Verantwortung für Menschen gerecht werden? Bleibt die Freiheit der Planer erhalten? These: KI ist besonders für Recherche und Simulation sehr relevant und kann so assistieren, dass Planer sich auf kreative und verantwortungsvolle Tätigkeiten fokussieren können. Und auch dort kann KI helfen.
© © J. Schmitz, polis magazin for urban development
Menschen identifizieren sich mit ihrer gebauten Umwelt nur dann, wenn sie schön, sozialstabil und lebenswert ist. Kluge Stadtplanung und qualitätsvolle Baukultur stiften Identität. Deutschland ist gebaut, die Stadt von morgen ist der Bestand. Alle Maßnahmen gegen den Klimawandel, für mehr Nachhaltigkeit und mehr soziale und lebendige Räume können uns nur gelingen, wenn wir in der Lage sind, sozialverträgliche und gesamt-ökologische Lösungen auf den Bestand zu übertragen und dabei die Menschen mitzunehmen. Klimaanpassung muss zur nationalen Aufgabe erhoben, Bauen in eine ressourcenbewusste Kreislaufwirtschaft überführt werden und die Energiewende auch städtebaulich und räumlich interpretiert werden. Ich wünsche mir eine Politik, die die Bereiche Bauen, Stadt- und Raumentwicklung als wichtige politische Handlungsfelder erkennt und entsprechend handelt. Die Politik muss Wohnen als die soziale Aufgabe unserer Zeit verstehen aber auch die Kluft zwischen Land und Stadt konsequent abbauen.
© Prof. Dr. Heiner Monheim
Eine Verkehrswende erfordert grundlegend veränderte Prioritäten bei den Investitionen und im Rechtsrahmen. Deutlich weniger Pkw- und Lkw-Verkehr müssen erreicht werden. Der Umweltverbund aus Fuß- und Radverkehr und Öffentlichem Verkehr braucht in Stadt und Land Priorität. Der öffentliche Raum muss für qualitätsvolle Gestaltung zurückerobert werden.
© Klemens Renner
„Wir haben für Sie ein Bett gemacht. Sie brauchen sich nur noch hineinlegen.“ Mit diesen Worten empfing uns die Bauherrenschaft nach dem Wettbewerbsgewinn zum Futurium. War bisher die Entwurfsidee von großer Leichtigkeit getragen, drohte sie bald unter der Flut aus wirtschaftlichen Vorgaben, funktionalen Abhängigkeiten und baulichen Normen begraben zu werden. Um diesem scheinbar chronischen Berufsleiden Herr zu werden, versuchten wir, die äußeren Zwänge als kreatives Potential zu verstehen. Was argumentativ standhielt, wurde beibehalten, was unterging, wurde durch eine tragfähigere Idee ersetzt. Fünf Jahre später verließen wir das Bett mit der entscheidenden Erkenntnis, das die Bereitschaft zu einer beweglichen und dennoch fokussierten Haltung nicht nur zu einer besseren Funktionalität sondern auch zu einer konsistenteren Architektur führt.
© Bundesstiftung Baukultur, Till Budde
Vorstandsvorsitzender, Architekt und Stadtplaner. Zuvor Abteilungsleiter in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin für die Bereiche Stadtentwicklung, Stadt- und Freiraumplanung (seit 2005). Reiner Nagel hat seit 1986 in verschiedenen Funktionen auf Bezirks-und Senatsebene für die Stadt Hamburg gearbeitet, zuletzt ab 1998 in der Geschäftsleitung der HafenCity Hamburg GmbH. Er ist Lehrbeauftragter an der TU Berlin im Bereich Urban Design und Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und außerordentliches Mitglied des Bundes Deutscher Architekten.
© Matthias Fluhrer
Ob Gründung oder Neuorientierung – Wir, Gönül Nar (Businesscoach, econmista e.V.) und Angelika Cummerow (Projektleiterin Gründung, econmista e.V.), arbeiten seit Jahren mit Frauen im Bereich der Existenzgründung. Wir wollen unsere Erfahrung und unser Wissen an Frauen weitergeben und sie ermutigen diesen Schritt zu gehen. Im Workshop von n-ails (Berliner Netzwerk von Planerinnen e.V) werden spielerisch Geschäftsideen entwickelt und von fiktiven Investorinnen bewertet. Was sind meine beruflichen Träume? Wer ist meine Zielgruppe? Wie akquiriere und wie finanziere ich?
© Kai-Uwe Knoth
Von 1983 bis 1990 war Ralf Niebergall als angestellter Architekt, ab 1990 als freischaffender Architekt in Halle/S. tätig. 1995 wurde er als Professor für Gebäudelehre und Entwerfen an die Fachhochschule Magdeburg berufen. Von 2002 bis 2005 war er Dekan des Fachbereichs Bauwesen der Hochschule Magdeburg-Stendal; 2006 wechselte er an die Hochschule Anhalt in Dessau. Die erste Vertreterversammlung wählte ihn 1991 zum Präsidenten der Architektenkammer Sachsen-Anhalt. In diesem Amt wurde er seither immer wieder bestätigt. 1999 wurde er Mitglied des Arbeitskreises Internationales (AKI) der BAK und ist seit 2011 dessen Vorsitzender. Als Vertreter der BAK ist er „Head of Delegation“ der deutschen Delegation im Architects‘ Council of Europe.
© Inga Haar
© Michael Messal
Die Zeit des Wachstums neigt sich ihrem Ende zu. Weitere wirtschaftliche Expansion ist in jeder Hinsicht verantwortungslos. Das gilt ganz besonders für die Okkupation weiterer Flächen. Nur ein radikales Flächenmoratorium kann Teil einer Lösung sein. Für die Architektur heißt das dreierlei: Erstens bedarf es beruflicher und politischer Anstrengungen, Klienten und Entscheidungsträger davon abzubringen, neue Wohnhäuser oder andere Immobilien erschaffen zu wollen. Zweitens muss sich die Architektur auf die Optimierung und den Erhalt vorhandener Immobilien und Infrastrukturen konzentrieren. Drittens muss sich die Architektur ihre Planung daran orientieren, dass Menschen in ihren Möglichkeiten unterstützt werden, ein postwachstumstaugliches Dasein zu praktizieren. Das bedeutet, sesshaft zu leben, mit Gütern nachhaltiger umzugehen, mit weniger Konsum auszukommen und sich an einer individuellen Höchstgrenze für die ökologische Belastung auszurichten.
© Privat
Der Umbau der Infrastrukturen ist im Zuge der Transformation der Städte eine zentrale Aufgabe, der Schutz der Ressourcen wird für den Klimaschutz immer zentraler; dies kann nur durch Kopplung der Sektoren gelingen; Mobilität und Logistik sind ein entscheidender Handlungsbereich, der ohne Digitalisierung nicht gelingen kann. Für die Lebensqualität in den Quartieren ist die letzte Meile entscheidend, die effektiv und klimaschonend gestaltet werden muss.
© Maurizia Tami
Der Schweizer Präsident Alain Berset hat durch die Erklärung von Davos das Thema Baukultur und den Begriff selbst auf der europäischen Ebene platziert. Ein weiterer Schritt wurde durch den Ratsbeschluss des Arbeitsprogramms für Kultur 2019-22 gesetzt, in welchem "hochwertige Architektur und gebaute Umwelt für alle" nicht nur als eines von 17 Themen definiert wurde, sondern in der Begründung dazu ein Satz zitierenswert ist: „Der Schwerpunkt wird auf Architektur als Disziplin, die ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und technischen Aspekten im Hinblick auf das Gemeingut bietet, liegen.“ Damit wird hochwertige Architektur als im allgemeinen Interesse liegend definiert. Auf dieser Grundlage aufbauend müssen wir alle uns in die angekündigte Arbeitsgruppe (OMK) einbringen, um das Ergebnis derselben zu beeinflussen. Als Ziel sind Schlussfolgerungen des Rates gesetzt. Derartige deklarative Äußerungen von offizieller Seite bedeuten nicht nur Schritte in der Anerkennung der Bedeutung der Qualität der gebauten Umwelt, sondern stellen auch Zeichensetzungen für weitere, insbesondere regionale und lokale Verantwortliche dar - sind zudem gleichsam Toolboxes, Sammlungen von Argumenten, welche in solchen Prozessen gesammelt und weitergegeben werden können.
© Bastian Bartsch Photography
Dr. Sascha Peters ist eingeladen, einen Blick in die Zukunft zu wagen und die Potenziale der Digitalisierung zur Gestaltung unserer Arbeitswelten zu skizzieren. Im Rahmen des Panels "Im Jahre 2030 – Wie gestaltet sich die Zukunft unserer Arbeit" wird er die aktuellen Trends beschreiben, zwischen Gebäuden aus dem 3D-Drucker, Smart Dust und Metamaterialien für den 4D-Druck.
© Gerhardt Kellermann
Zunächst haben wir die Verantwortung das was uns an kulturellen, architektonischen und infrastrukturellen Werten und Ressourcen hinterlassen wurde verantwortungsvoll zu behandeln - und zu vermeiden unsererseits diese Hinterlassenschaft noch sinnlos zu vergrößern. Wir sollten also nach dem Prinzip des geringstmöglichen Eingriffs handeln und das was wir übernehmen intelligent verstärken / ertüchtigen und entwickeln - damit wir es als leichtes und gut nutzbares Gepäck der nächsten Generation hinterlassen können.
© Deutscher Städte- und Gemeindebund
"Architekten- und Ingenieurleistungen werden im Leistungswettbewerb vergeben". Diese klare Aussage in § 76 der Vergabeverordnung macht die Besonderheit der Vergabe von freiberuflichen Architektenleistungen durch die Kommunen deutlich. Nicht der Preiswettbewerb, wie er häufig bei der Vergabe öffentlicher Leistungen im Bau- oder Lieferbereich stattfindet, sondern der Wettbewerb um die beste Qualität steht im Vordergrund. Damit werden faire und nachhaltige Vergaben, die gleichermaßen ökonomischen, ökologischen, sozialen Aspekten sowie Zielen der Baukultur dienen, in den Vordergrund gestellt. Zur Erreichung dieser Ziele spielen Planungswettbewerbe eine besondere Rolle. Sie sichern die Planungsqualität und fördern die Baukultur.
© Privat
Die Digitalisierung kann einen wesentlichen und auch notwendigen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Planungs- und Bauprozess leisten. Durch das Neujustieren von Prozessen besteht zudem die Chance, die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller und die notwendige Transparenz bei den hoch arbeitsteiligen Planungs- und Bauprozessen deutlich zu stärken.
© Fred Wagner
1985-1990 Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Kiel, Freiburg i. Br. und Lausanne (CH), 1994 Promotion zum Thema „Das Urheberrecht des Bauwerkseigentümers an urheberrechtlich geschützten Bauwerken im deutschen, französischen, schweizerischen und belgischen Recht“. 1990-1994 juristischer Mitarbeiter der Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein in Kiel; 1995-1997 Justitiar der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau in München; 1997-2000 Justitiar beim Bund Deutscher Architekten, Bonn/Berlin; 2000-2002 Geschäftsführer und Justitiar des BDA Bund Deutscher Architekten; 2002-2003 Senior Policy Advisor, Architects Council of Europe in Brüssel. Seit Mai 2003 Bundesgeschäftsführer der Bundesarchitektenkammer (BAK). Autor mehrerer Fachbücher. Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Baurecht, des Kuratoriums des Fraunhofer-Instituts Raum und Bau, des Kuratoriums des Max-Planck-Instituts für Immaterialgüter und Wettbewerbsrecht sowie zahlreicher weiterer Fachgremien. 2008-2010 Masterstudiengang Mediation, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder.
© Marie Luisa Jünger
Architektur ist eine komplexe und dynamische Disziplin zwischen Kunst, Gestaltung und Technologie, sie muss auf gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Rahmenbedingungen reagieren. Viele Qualitäten von Architektur sind, entgegen einer weitverbreiteten Vorstellung, nicht unmittelbar erlebbar und müssen deshalb immer wieder aufs Neue vermittelt und oft auch verhandelt werden. Gute Kommunikation ist die Voraussetzung, dass gute Architektur entstehen kann und die Wertschätzung erfährt, die sie verdient.
© Alexandra Grill
Was es braucht, ist eine ehrliche, radikal umgesetzte Kostenwahrheit und ökosozialer Basis aller eingesetzten Baustoffe. Anstatt nur von Nachhaltigkeit und dem Bauen mit lokalen Ressourcen zu sprechen, bedarf es viel mehr einer Umsetzung mit der Bereitschaft, auch Kompromisse einzugehen. Da es beim Lehmbau de facto keinen wirtschaftlich orientierten Lobbyismus gibt, ist es notwendig, den politischen Willen, Forschung und Entwicklung zu fördern. Dazu ist eine gezielte Ausbildung in der Baubranche für zukünftige Lehmbaufachkräfte essenziell.
© ECOVIS
Die zunehmend ausufernde Haftung des Architekten basiert mehr auf liebgewonnenen Gewohnheiten als auf dogmatischen Grundlagen. Dieses Haftungsrisiko findet in der HOAI mit ihrem zwingenden gesetzlichen Preisrecht keine faire und praxistaugliche Entsprechung. Die HOAI mag zwar unangenehme Honorarverhandlungen ersparen, ob sie allerdings eine interessengerechte Vergütung gewährleisten kann, darf bezweifelt werden.
© Mielke, Potsdam
Geb.1949, Studium der Architektur, Diplom an der TU Berlin 1973, verheiratet, 2 Kinder. Mehrjährige Tätigkeiten in Denkmalpflege und Sanierung in Lübeck und beim Sanierungsträger für behutsame Stadtsanierung mit ökologischem Schwerpunkt in Hamburg (STEG). Mehrjährige Tätigkeiten in Bauherrenfunktion beim Kreis Segeberg, dort Konzipierung und Leitung des Energiemanagements sowie des umfassenden Gebäudemanagements (GMSE) und Leitung des kommunalen Immobilienservice in Potsdam (KIS). Seit 2010 Inhaberin der Agentur für nachhaltiges Bauen als Beratungsagentur für Bauherren anhand anschaulicher Architektur-Beispiele.
© Stefan Rettich
Vom Umgang mit dem Boden hängt nicht nur die richtige Mischung ab sondern ganz grundsätzlich, der soziale Frieden und der Erfolg unserer sozialen Marktwirtschaft. Wer sich in diesem Sinne für eine stärkere Regulierung des Bodenmarktes einsetzt, wird aber noch immer in die linke Ecke gestellt. Dabei ist der Boden von je her ein konservatives Projekt – und wie wir immer deutlicher spüren, von enormer Klimarelevanz.
© bogevischs buero
Inneres städtisches Wachstum hat viele Gesichter: die Nachverdichtung der Stadt kann ein Weg sein, bestehende Strukturen weiter und intensiver und daher nachhaltiger zu nutzen. Einher geht die Mehrung des Verkehrsaufkommens und der baulichen Dichte und gleichzeitig das Verlassen der Paradigmen der Moderne nach Luft, Licht und Sonne. Wir müssen uns fragen, wann hier die kritische Masse erreicht ist und wir vielleicht mit Maßnahmen zur Attraktivierung aktuell schrumpfender Kommunen oder gar Neugründungen dem Druck auf die Ballungsräume ein Ventil geben.
© Claudius Pflug
Dipl.-Ing. Architektur. Studium in Wien. Bis 2007 in der Architekturpraxis tätig. 2007 bis 2008 Projektleiterin im Haus der Architektur Graz. 2008 Gesamtkoordination des österreichischen Beitrags für die Architekturbiennale in Venedig. Von 2009 bis 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Wien, der Bauhaus Universität Weimar und der BTU Cottbus-Senftenberg. 2014 Filmdokumentation "Precise Poetry/Lina Bo Bardi's Architecture". Seit Juli 2016 Projektleitung der Baukulturberichte der Bundesstiftung Baukultur.
© Wilhelm Betz
Bei der Frage nach der Rolle von Diskurs und Kritik fällt mir Alejandro Aravenas Biennale-Motto von 2016 „Reporting from the front“ wieder ein und sein (bei Bruce Chatwin entliehenes) Foto der Archäologin Maria Reiche, die mitten in der südamerikanischen Wüste auf einer Leiter steht, um die sogenannten Nazca-Linien zu erforschen. Vom Boden aus betrachtet lagen die Steine nur herum, „aber aus einer erhöhten Position fügten sie sich zum Bild eines Vogels, eines Baums oder einer Blume“. Mir scheint, Kritik hat genau diese Aufgabe: im modernen Informationschaos Zusammenhänge herauszulesen, ihren Sinn zu erkunden, zu verstehen, was Architektur und Städtebau zur Produktion sozialer Beziehungen beitragen – kurz, Frontberichte über unsere gebaute Umwelt in den gesellschaftlichen Diskurs zu tragen.
© Felix Kästle
Unser Leitbild der durchmischten und verdichteten Stadt steht für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe. Es ist gebauter Ausdruck eines urdemokratischen Verständnisses von Lebensqualität und menschlichem Maßstab. Unterschiedlichste Kulturen und Lebensweisen sollen im urbanen Raum Platz haben, um ein Gefühl von Stadtgesellschaft zu ermöglichen.
© Tatjana Schneider
Obwohl Planung, genauso wie die Architektur, häufig als abstraktes Instrument des Ordnens von Menschen, Maschinen und Dingen verstanden wird, stimmt das natürlich nicht. Denn Planung, die selbst in Demokratien nicht selbstverständlich demokratisch verhandelt wird, macht Öffentlichkeiten möglich oder verhindert diese, kann Inklusion unterstützen oder untergraben, kann Kontroversen zulassen oder diese von vornherein unterbinden. Um historisch verankerte sozio-räumliche Ungleichheiten nicht einfach nur immer wieder zu reproduzieren, dürfen Forderungen nach dem Recht auf Stadt daher nicht länger von einigen wenigen bestimmt werden, sondern von vielen verhandelt werden. Dafür müssen Systeme, Mechanismen und Prozesse erweitert und teils neu gedacht werden, um gerechte Räume zu ermöglichen.
© Reiner Habig
Mit der Reform des Bauvertragsrechts von 2018 wurden erstmals spezifische Vorschriften für den Architekten- und Ingenieurvertrag in das Bürgerliche Gesetzbuch eingefügt. Jetzt muss das neue Recht mit Leben gefüllt werden und sich in der Praxis bewähren. Die Reform des Bauvertragsrechts hat unter anderem die gesamtschuldnerischen Haftung des Architekten/Ingenieurs mit dem bauausführenden Unternehmer modifiziert (§ 650t BGB). Mit der Neuregelung verfolgt der Gesetzgeber das Ziel, die überproportionale Belastung der Architekten und Ingenieure im Rahmen der gesamtschuldnerischen Haftung zu reduzieren. Das Gesetz sieht dazu ein Leistungsverweigerungsrecht des Architekten/Ingenieurs vor. Wird der Architekt/Ingenieur wegen eines Überwachungsfehlers in Anspruch genommen, der zu einem Baumangel geführt hat, kann er die Leistung verweigern, wenn der Besteller nicht zuvor den ausführenden Bauunternehmer erfolglos zur Nacherfüllung aufgefordert hat. Damit soll eine vorschnelle Inanspruchnahme des Architekten oder Ingenieurs verhindert werden. Der Nachbesserung wird auch in dem durch die Gesamtschuld entstehenden Mehrpersonenverhältnis zwischen Besteller, Architekt/Ingenieur und bauausführendem Unternehmer der Vorrang eingeräumt.
© Till Budde
In der Redaktion des DAB stellen wir immer wieder fest, wie oft Berufspolitik unterschätzt wird. Doch das Ausblenden der weniger sinnlichen Teile unserer Profession tut ihrer Relevanz unrecht. Nur durch die stete politische Arbeit und den Mut, in allen Themenbereichen auch dicke Bretter zu bohren, wird - oder bleibt - gute Architektur am Ende möglich. Ich freue mich daher sehr, auf dem DAT diese Zusammenhänge mit Ihnen zu diskutieren.
© Privat
Die Denkmalpflege gehört zu den nachhaltigen Disziplinen im Baugeschehen und setzt sich für den Erhalt und die Pflege von Denkmälern ein. Der jeweilige Zeugniswert eines Baudenkmals ist mehrschichtig, bauhistorische, kunsthistorische, künstlerische, handwerks- und materialtechnische Dimensionen. Denkmalschutz Projekte eignen sich in besonderer Weise für die Ausbildung verschiedenster Fachdisziplinen, sowohl in der Ausführung, als auch in der Planung. Ebenso informiert er über die Nutzungs- und Sozialgeschichte, Wirtschafts- und Technikgeschichte, zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen und Ereignissen. Der Denkmalbestand bietet Anlass für die thematische Auseinandersetzung mit den Begrifflichkeiten „schützenswertes kulturelles Erbe“ und „kollektives historisches Erinnern“ und damit wertvolle Anknüpfungspunkte für Integration und Teilhabe. Denkmalschutz Projekte sind ein hervorragendes Arbeitsfeld für die Ausbildung verschiedenster Fachdisziplinen in Ausführung und Planung.
© Melanie Garbas/KBS
Zeitgemäße Planung muss inklusiv ausgerichtet sein. Dabei bezieht sich Inklusion keinesfalls nur auf die Bedürfnisse und Bedarfe von Menschen mit Behinderung. Inklusives Denken und Planen baut Aussonderung in jedweder Hinsicht vor und betrifft viele Bevölkerungsgruppen. Entscheidend bei der Berücksichtigung von Inklusion in Planungsprozessen ist, dass Planungen nicht nur infrastrukturell, sondern sozialräumlich ausgerichtet sind. Dies erfordert von allen Beteiligten ein Höchstmaß an Kommunikation.
© Privat
Mit dem Urteil zur HOAI hat der Europäische Gerichtshof Antworten auf wichtige Grundsatzfragen gegeben, die weitreichende Folgen über den eigentlichen Entscheidungsgegenstand hinaus haben. Die Bundesregierung hat alles getan, um die Verbindlichkeit der Mindest- und Höchstsätze der HOAI zu verteidigen. Dem Ergebnis, der europarechtlichen Unzulässigkeit der verbindlichen Mindest- und Höchstsätze, ist gleichwohl und zeitnah durch gesetzgeberische Maßnahmen Rechnung zu tragen, die nicht zuletzt von der EU-Kommission akzeptiert werden müssen.
© Guido Spars
Die Kooperation zwischen Planenden und solidarische Ansätze der Planung haben starke ökonomische Vorteile, da sie helfen Transaktionskosten in großem Umfang zu sparen.
© Sándor Fegyverneky
Ein würdevolles und sicheres Zuhause ist das grundsätzlichste Bedürfnis eines jeden und ein Menschenrecht. Wohnungsarmut braucht mehr Aufmerksamkeit in der Entwicklungszusammenarbeit – Housing und Shelter können einen wichtigen Beitrag zur Erreichung aller SDGs leisten.
© Claudia Tausend
Die dramatische Verknappung und Verteuerung von Wohnraum und Bauland, insbesondere in Stadtregionen, führt zu massiven Bodenspekulationen. Der entfesselte Bodenmarkt und damit verbundene explodierende Mietpreise und Verdrängungsprozesse gefährden den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Angesichts des Wachstums der Städte mit all seinen Herausforderungen wird die Bodenpolitik zum Dreh- und Angelpunkt einer sozial gerechten und nachhaltigen Stadtentwicklung.
© arup
Die Arbeitsformen und -welten werden sich in den nächsten 20 Jahren tiefgreifend verändern. Die Wissensarbeit wird sich durch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ähnlich dramatisch wandeln, wie die Industriearbeit durch die Robotik und Automation. Für Planende und Architekturschaffende entstehen neue Fragen, die auch grundlegend neue Antworten erfordern.
© universalraum
Barrierefreiheit ist eine Entwurfshaltung - und eine große Herausforderung. Ich will beweisen, dass anspruchsvolle Gestaltung und die Anforderungen an barrierefreie Nutzung nicht im Widerspruch stehen, sondern Hand in Hand entstehen können.
© André Rival
In welchem Stile sollen wir bauen? Die Frage ist so alt wie das Bauen selbst. Der Verlust des Epoche prägenden Konsensus hinterlässt in den Städten den Eindruck eines Gemischtwarenladens. Jeder baut wie es ihm gefällt. Eine Primadonna braucht jedoch den Chor und nicht drei andere Primadonnen um sich herum um ihre wahre Größe zu entfalten.
© Lisa Hörterer
Die gebaute Umwelt beeinflusst, wie wir heute leben. Sie entscheidet aber auch zunehmend über die Zukunft unseres Planeten. Architekturkritik bietet die Chance, zu reflektieren, inwiefern sich die Architektur den multiplen Krisen unserer Gegenwart und damit ihrer Verantwortung stellt.
© Stadt Ulm
Steigende Wohnflächenansprüche, immer größere Aufwendungen für die Infrastruktur, hohe individuelle Mobilitätsbedarfe sowie eine Endlichkeit der Ressource Boden lassen in wachsenden Städten aus ökologischen und ökonomischen Gründen keine sinnvolle Alternative zur Verdichtung in erschlossenen Bereichen der Stadt zu. Stadtverwaltungen kommt hier eine hohe Verantwortung zu insbesondere im Hinblick auf die Gestaltung und Mediation von Partizipationsprozessen. Gelingen kann dies nur, wenn bei entsprechenden Projekten auch Mehrwerte für die bestehenden Nachbarschaften generiert werden können.
© Gerhard Schnabel
Das Bauen beruht auf einer Kollaboration zwischen Vergangenheit und Zukunft – einer nie endenden, sich immer neu erfindenden Inspirationsquelle.